2022 IDM 2.4mR: Segeln geht immer – mit und ohne Handicap

Die IDM = Internationale Deutsche Meisterschaft könnte auch bei den 2.4mR als Inklusive Deutsche Meisterschaft verstanden werden. Hier segeln alle gegeneinander (ob mit- oder ohne körperliche Beeinträchtigung). Mein Schicksal im Herbst 2021 erlaubt es mir nun auch in der Para-Unterwertung an den Start zu gehen. Als „non handicap“ Wettfahrtleiter konnte ich in die Klasse schon seit Jahren über den Kurs am Edersee schicken, aber jetzt durfte ich die gelebte Inklusion live und in Farbe selbst erleben – ein beeindruckendes Gefühl.

Durch meine Beeinträchtigungen bei heißen Wetterlagen (im Sommer soll es wohl warme Tage geben), reiste ich in der kühlen Nacht auf den 03.08.2022 an. In den frühen Morgenstunden baute ich mein Boot auf – zumindest wollte ich es. Meine Beine „wankten“ und mir fiel es zunehmend schwerer das Gleichgewicht zu halten, vor allem auf dem Boot. Da kam Micha: ich helfe Dir beim Mast stellen. Micha hat keine Arme – wie sollte er mir helfen können? Schwupps, nahm er den oberen Teil des Mastes auf seinen Fuß, warf ihn etwas hoch, „fing ihn“ zwischen Kinn und Brustbein auf. Über diesen Winkel gab er ihn mir auf den Anhänger bzw. das Boot hoch. Krass… In den nächsten Tagen konnte ich mich beim Bierzapfen bei ihm revanchieren.

Im Laufe der nächsten Stunden reisten weitere Teilnehmer an und man konnte viele solcher Bilder erkennen – zumindest, wenn man sich in die Lage der beeinträchtigten Segler versetzt bzw. weiß, welche Einschränkungen sie haben. Als „non handicap“ war mir das vorher kaum aufgefallen bzw. nicht so bewusst geworden à eine großartige inklusive Gemeinschaft! Für mich hat das Sprichwort: „in der Gemeinschaft stark“ nun ein Bild erhalten: 2.4mR

Gespräche „fast“ auf Augenhöhe im Schatten bei 38°C.

Am Start waren 42 Teilnehmer. Darunter zwei Olympia-Medaillengewinner (Heiko Kröger und Ulli Libor) sowie viele weitere erfolgreiche Regattasegler anderer Bootsklassen. Am ersten Wettfahrttag war leichter Wind, aber die Wettfahrten wurden auf Grund der Temperaturen erstmal auf den Abend/Nacht verschoben (es herrschten 38°C im Schatten) und später dann abgesagt. Der VSaW organisierte stattdessen eine Bootstour durch die Potsdamer-Kanäle während andere im Sonnenuntergang noch trainierten.

Start zur ersten Wettfahrt
Hintergrund: Bootstour in die Kanäle / Vordergrund: Fahrt zum Practice Race

Nun folgte am Freitag der erste Regattatag. Auslaufen um 10:00 Uhr, zwei Startversuche bis um 11:00 Uhr, bevor die Mittagshitze und Flaute einsetzte. Das Wettfahrtkomitee verteilte Wassereis, sodass das Warten auf den Wind erträglich wurde. Pünktlich um 15:00 Uhr setzte der Wind ein, der bis um 18:30 Uhr auffrischte. Die letzte und 4. Wettfahrt des Tages wurde um 18:30 Uhr bei ca. 5-6 Bft gestartet. Als „Newcomer“ im 2.4mR bedeutet das: „Waschgang“ (nass bis auf die Knochen) und die E-Lenzpumpe lief fast durchgängig, um das aufgenommene Nass der Quelle zurückzugeben. Am Samstag fand die 5. Wettfahrt vor dem Auskranen und der Siegerehrung statt. Die Ergebnisse können Manage2Sail entnommen werden.

Was bleibt hängen:

  • 2.4mR ist eine Bootklasse, die nichts umhaut: das Boot sowie die großartige Gemeinschaft
  • Das Benehmen auf dem Wasser ist „Gentlemen“-like (ohne lautes Rufen) und absolut fair
  • Als „Newcomer“ wird man nett und schnell integriert
  • In Hessen leider noch nicht an allen Seen angekommen…aber: sie werden kommen, es ist nur eine Frage der Zeit.

Interessiert? Ausprobieren? Sprecht mich an.

Jan Rischard

Klassenobmann 2.4mR