Der Liga Pokal der Deutschen Segel Bundesliga am 05./06.11.2022 in Hamburg ist ein Mega Event. Von der Logistik bis zum Rahmenprogramm hat sich der Gastgeber, der Norddeutsche Regattaverein (NRV), selber übertroffen.
Während der NRV nach dem Sieg der SAILING Champions League und dem Meistertitel der Segel-Bundesliga mit dem Liga-Pokal das Triple anstrebte, war für das Team „Blind Side“, startend für den Yachtclub Möhnesee (YCM), mit den drei Seglern vom Offenbacher Ruderverein 1874 (ORV-S) schon die Teilnahme ein großer Erfolg. Mit Felix Laukhardt vom Segelclub Undine (SCU) war ein zweiter Offenbacher Verein vertreten. Laukhardt startete für den Segelclub Otterstadt (SCO) ins Rennen. Sein Team strebte mit einer guten Platzierung den Einzug in die 2. Liga an.
Drei Teams gingen mit einer Wildcard „Inklusion im Segelsport“ an den Start. Für das Team „Blind Side“ steht neben sportlichem Ehrgeiz die Integration ihres blinden Mitseglers, dem 14-jährigen Luke Wachtel, im Vordergrund.
Freitag am Abend standen die Paarungen fest und für das Team hieß das in 2 Tagen 12 von insgesamt 38 Rennen vor der Brust zu haben. Für Samstag war gleich das erste Rennen um 11:00 Uhr dann auch die Feuertaufe. Ein relativ konstanter Wind mit Stärke 3 Bft und Böen bis zu 40 km/h sorgten nebst Sonnenschein für ideale Bedingungen. Die Leistungsdichte war enorm und alle Rennen relativ eng beieinander. Das Ziel des Teams, sich aus zu engen Zweikämpfen herauszuhalten und auch eher verhalten zu starten, verhinderte zwar Top-Platzierungen, den Anschluss an das Feld verlor es aber nicht. Der Samstag endete nach 15 Rennen, von denen „Blind Side“ fünf bestritten hat, mit dem 19. Platz. Aber bis Platz 14 lagen die 20 Teilnehmer ganz dicht beieinander.
Luke Wachtel bediente in allen Rennen den Traveller, ein wichtiges Instrument, um im spannenden Moment den Winddruck im Großsegel zu minimieren und um nach dem Wenden das Anfahren zu optimieren. Unter den herrschenden Windverhältnissen eine anspruchsvolle Tätigkeit und ohne Handschuhe kaum zu bewältigen. Luke war gut ausstaffiert und da seine Sehbeeinträchtigung ein Verletzungspotential birgt, auch als einziger Segler mit Helm auf der Bahn. Da in der J70 Klasse die Positionen im Boot vom Steuermann nach vorne bis zum Vorschiff durchnummeriert sind, segelte Luke auf „2“ direkt vor Matthias Sator, seinem Trainer, der steuerte.
Das Team „Blind Side“, das sich erst am Sonntag zuvor in einem kurzen Training zusammengefunden hatte, funktionierte hervorragend. Annika Ellerbrock vom Segelclub Prinzensteg fungierte auf „3“ als Trimmerin der Vorsegel, Fock und Gennacker. Letzterer kommt auf den Downwind-Kursen zum Einsatz. Patrick Beumer, 16 Jahre alt und wie Luke Wachtel und Matthias Sator vom ORV-S, auf „4“ sorgte bei diesen Kursen für das Herausfahren des Bugspriets und die Bedienung der Tackleine. Viel für das schnelle Segeln und das gute Gelingen der Manöver trug der erst 17 Jahre junge Mats Breilmann vom Yachtclub Möhnesee auf „5“ bei.
Am Abend beim traditionellen Crewdinner konnten sich die Teammitglieder ausgiebig mit den anderen Inklusions-Teams austauschen. Das BAT-Team vom NRV und der Segelabteilung vom 1. FC St.Pauli startete ebenfalls mit einem blinden Segler und einer gehörlosen Seglerin. Das 3. Team, ONKO, ebenfalls von NRV und dem 1. FC St. Pauli, setzte sich komplett aus ehemals an Krebs erkrankten Seglern zusammen.
Der Sonntag startete mit mehr Wind und bedecktem Himmel. Diesmal musste „Blind Side“ erst im 3. Rennen des Tages ran, da war dann der Wind auch wieder etwas ruhiger. Den Tag über waren es aber mehr noch als am Vortag die Böen, die das Salz in der Suppe ausmachten. Winddreher und Reparaturpausen verzögerten den strammen Zeitplan und so waren am Schluss „nur“ 35 Rennen in der Wertung. „Für uns allemal genug, unsere 11 Rennen hatten uns immens gefordert“ fasst Matthias Sator als Teamchef zusammen.
Das Team des NRV hat knapp, aber verdient den Liga Pokal gewonnen und damit das Triple geholt. Das Team um Felix Laukhardt, schaffte den Einzug in die 2. Segel Bundesliga. Das Team „Blind Side“ unter dem Stander des YCM verbesserte sich um einen Platz und beendete die Regatta als 18. Eine besondere Ehrung erfuhr Luke Wachtel, der als jüngster Teilnehmer geehrt wurde.
Gefreut hat das Team „Blind Side“ die Einladung zu diesem tollen Event durch den Arbeitskreis „Inklusion im Segelsport“, vertreten durch Sven Jürgensen vom NRV und der tatkräftigen Unterstützung durch Edwin Köhler, den Vizepräsidenten vom Yachtclub Möhnesee.
Matthias Sator, ORV-S; Fotos Sven Jürgensen