Handicap-Segler vom Offenbacher Ruderverein beim Maa-Cup dabei

Jeder kennt das Bild des „Piraten“ mit Holzbein, Spitzhakenhand und Augenklappe. Wurden früher an Land Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung zum Betteln verdammt, boten die oft Monate dauernden Seefahrten die Möglichkeit, den Menschen mit einer erlittenen Beeinträchtigung, sich zu beweisen. Heute im Segelsport gibt es bauliche Anpassungen, so dass Menschen mit einer Beeinträchtigung segeln können. Der Kampf Boot gegen Boot nutzt aber keinen Handicap-Ausgleich. Die Sportler*innen sind stolz auf diese „Gleichbehandlung“ und wer schon einmal eine Regatta in der 2,4mR Klasse beobachten durfte, weiß warum.

Segelsport und Inklusion findet nicht nur weit weg in Kiel statt, auch die Segelabteilung des Offenbacher Rudervereins hat sich Inklusion auf die Fahne geschrieben. Seit Jahren organisieren sie eine Segelfreizeit in Holland für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung. Das Traditionssegelschiff „Lutgerdina“ ist hierfür so umgebaut, dass Segeln barrierefrei möglich ist.

Neu für die Segler vom ORV ist das sportliche Segeln auf Jollen in gemischten Teams. Luke Wachtel, einer ihrer Jugendlichen verliert seit Jahren seine Sehfähigkeit und ist nun fast blind. Zum Maa-Cup des Segelclubs Undine am 17./18. September hatten viele Boote gemeldet. Die Wetteraussichten mit Gewitter und Starkwind-Warnungen ließen jedoch einige Segler zaudern und so starteten nur die „Harten“, so auch Luke Wachtel. Bisher ist Luke immer nur als drittes Crewmitglied gesegelt, heute ist er alleine für das Vorsegel, die Fock zuständig. Zu segeln ist ein „Up and Down“ Kurs, das heißt viele Wenden und ein langer Vorwind-Kurs. Bei jeder Wende wechselt die Fock und auch das Großsegel die Seite. Luke hält bis zur Wende die Schot fest in der Hand und nimmt dann mit der anderen Schot das Segel auf der anderen Seite dicht.

Klappt das Manöver, ist er mächtig stolz und das Boot verliert wenig Geschwindigkeit. Es passiert jedoch auch, dass sich die Schot verfängt dann muss ihm der Steuermann sagen, wo sie hängt, er sieht das nicht mehr. Dann ertastet er die Schot und löst sie, nun kann es weitergehen. Bei moderaten Winden ist das alles kein Problem, aber bei dem böigen Wind und dem Wellengang der sich gebildet hatte, verlangte es von Luke alles ab. Nach zwei Wettfahrten am Samstag, einem 4. und einem zweiten Platz, geht der erste Wettfahrttag zu Ende. Sonntags ist der Wind ein wenig moderater dafür regnet es immer wieder. Drei Wettfahrten werden es am Schluss sein und alle aus dem Verein sind stolz auf die sportliche Leistung, die Luke Wachtel gezeigt hat. Bei der Siegerehrung erhalten Matthias Sator und Luke für ihren 5. Platz einen Teilnehmer Preis.

Die Segelabteilung des ORV gratuliert Luke Wachtel zu seiner Regatta-Premiere und wird ihn zum Jahresende bei der Jahresbesten-Ehrung auszeichnen.

Matthias Sator

Vor dem ersten Start, Luke Wachtel und Matthias Sator.
Auf dem Weg zur Luvtonne.