Teamwork „Verband-Verein“ = Win-Win-Win

Die hessische Oster-Erfolgsformel ist schnell erklärt:
3 Trainer + 3 Coach-Boote + 13 Opti-Kinder + üppige Support-Crew an Land

Der absolute “place to be” für Optis ist an Ostern natürlich der Gardasee (wenn man nicht dran vorbeigefahren und in Portoroz gelandet ist). Die Möglichkeit, mit einem großen Training unter Top-Bedingungen in die Saison zu starten, lassen sich auch unsere Hessen Kids nicht entgehen. Gemeinsam mit Trainer Reinhard Linke freuen sich Damian, Gilles Leon, Kira, Marie, Raphael, Sonja und Swantje auf eine aufregende Segelwoche vor Torbole.

Gleichzeitig reist der Segelclub Inheiden – wie schon im letzten Jahr – mit mehreren Optis und den beiden Trainern Wibke Koska und Dierk Conrad nach Torbole. Das Trainingscamp 2022 war so ein Erfolg, dass im Verein schnell klar war: Das muss unbedingt wiederholt werden! Und zwar diesmal in Trainingskooperation mit dem HSeV und den Hessen Kids.

Hinten v.l.n.r.: Dierk Conrad, Konstantin Dany, Levin Koska, Finja Koska, Reinhard Linke, Marie Conrad, Kira Wendisch, Linus Schultz, Jonathan Schnabel, Wibke Koska, Mitte v.l.n.r.: Felix (als Gast-Teilnehmer), Sonja Zühlke, Swantje Zühlke, Damian Marjanović, Raphael Pentenrieder, Vorne: Sophie und Lucius Schnabel | nicht abgebildet: Gilles Leon Lindheimer.

Das Trainingskonzept

Die Idee der gemeinsamen „Verband-Verein“-Initiative ist, mit geballter Trainer- und Coach-Boat-Power möglichst gezielt und individuell auf die – teils noch recht unterschiedlichen – Trainingsbedürfnisse in beiden Gruppen einzugehen.

Während es für die jüngeren Hessen Kids zunächst darum ging, die bisher unbekannten Gardasee-Bedingungen kennenzulernen und sich Wind und Welle zuzutrauen, fieberten die Größeren ihrer ersten Teilnahme am „41. Lake Garda Meeting“ – der weltweit größten Opti-Regatta mit rund 1200 Teilnehmern – entgegen und sollten entsprechend darauf vorbereitet werden. Dank der komfortablen Ausstattung mit insgesamt 3 Schlauchbooten konnte das Trainerteam ganz flexibel auf die täglich wechselnden Wind- & Wetterbedingungen und das persönliche Leistungsvermögen der einzelnen Seglerinnen und Segler eingehen, die Trainingsgruppen Tag für Tag neu zusammensetzen und die Kids so bestmöglich betreuen.

Die Hessen Kids & SCI-Trainingsflotte rückt aus. Reinhard und Dierk in den roten HSeV- Trainerbooten
Wibke ihrem Trainingshelfer Levin im grauen SCI-Boot

So haben die „Kleineren“ unter den Hessen Kids zusammen mit den jüngeren SCI-Seglern ufernah und stets abgesichert von Dierk und Wibke auf zwei Trainerbooten (1x SCI, 1x bereitgestellt vom HSeV) vor dem Monte Brione ihre Bootsbeherrschung optimiert, souverän diverse „Kiel-oben-Manöver“ absolviert, die Muckis beim anschließenden Speed-Pützen gestählt und schließlich mit großem Stolz auch stärkere Winde gemeistert. Zur gleichen Zeit hat sich Reinhard mit den Erfahreneren aus beiden Gruppen bei bis zu 30 Knoten Wind und ordentlich Welle auf den „buckeligen“ Weg zur Schweinebucht an der Westseite des Lago gemacht, um die Regatta-Realbedingungen zu erproben.

Herausfordernd: die Kreuz bei kräftiger Ora
…es kann auch mal feucht enden.

Apropos Bedingungen: Sonne, Welle und Windstärken zwischen 4 und 7 Bft.

Das thermische Windsystem am nördlichen Gardasee ist ja traditionell verlässlich: Den gesamten Nachmittag über bietet die aus dem Süden wehende, stabile und gleichmäßige „Ora“ perfekte Möglichkeiten, Manöver zu optimieren und Speed-Vergleiche zu fahren, nachdem man sich am Morgen beim Vento aus dem Norden einigermaßen entspannt eingrooven konnte. Besonders willkommen: Zur schönsten Mittagszeit gönnt der einschlafende Wind den Seglern vor dem Richtungswechsel ihre verdiente Mittagspause. EIGENTLICH. Aber nicht 2023.

Schon am ersten Trainingstag war der Himmel zwar blau, über den Bergen aber dunstig – immer wieder zogen dicke Wolkenberge umher – außerdem war es kühler als gedacht. Um 10:00 Uhr verließen die Optis den kleinen Hafen unserer Basis-Station bei „Camping MAROADI“. Keine 20 Minuten später fegte aus dem Süden eine amtliche Ora über den See heran und näherte sich als dunkler Streifen unserer Trainingsgruppe, die doch nur wenige Minuten zuvor noch Downwind gen Süden unterwegs war!? „Da stimmt doch was nicht.“ Was wie ein thermischer Irrtum aussah, setzte sich in den Tagen danach ähnlich fort. Die Systeme waren eindeutig durcheinander – es wurde gemutmaßt, dass der fehlende Schnee in den Alpen Ursache für eine zu schnelle Erwärmung der Berge und damit für die ungewöhnlich früh einsetzende und untypisch starke Ora sein könnte.

Egal wie: Die Bedingungen waren herausfordernd – gerade für unsere Gardasee-Erstbezwinger, denen teils einfach die Kräfte (und die Kilos) fehlten, um den Opti halten zu können. Aber Trainer und Kinder haben das Beste draus gemacht: Was einer nicht schafft, das schafft man eben zusammen und so wurde die Trainingsflotte der Optis kurzerhand verkleinert … mehrere Kids enterten die Motorboote, von denen aus dann draußen auf dem Wasser fleißig durchgewechselt wurde. Jeder segelte einfach solange er oder sie konnte und freute sich dann auf eine Verschnaufpause im Schlauchboot. Und wenn’s ganz arg wehte, dann wurde der Opti auch schon mal zur Zweimannjolle mit Steuermann und Chef-Pützer. Hauptsache der Spaß an der Sache ging nicht verloren … und das können wir eindeutig bestätigen.

Kurze Pause auf dem Mobo bis der Wind die Richtung gewechselt hat: Sonja, Sophie, Swantje
Starkes Team: Swantje an der Pütz, Raphael an der Pinne. Gemeinsam auf der Kante.

Tolle Kids. Starkes Team.

Besonders schön anzusehen ist, wie großartig die Kinder füreinander da sind. Ob es darum geht, sich gegenseitig beim Aufriggen zu helfen oder darum, den Kleinen nach der x-ten Kenterung das Boot auszupützen, wenn die Kraft nachlässt. Das Miteinander funktioniert von ganz allein und auch die Kids aus dem SCI sind da schnell mit eingebunden.

Die Kids helfen sich gegenseitig, wo sie können! Bändseln, Pützen
…und mehr

Neben den Erlebnissen auf dem Wasser hat die gemeinsame Zeit an Land unsere eingeschworene „Hessen Kids“-Gemeinschaft nochmal stärker zusammengeschweißt. Beim Ausflug zur Eisdiele, beim Grillabend auf dem Campingplatz, bei der perfekt inszenierten Bootstaufe von Damians neuem Opti oder beim Spielen, Roller-Fahren oder Verstecken. Die Truppe ist einfach erfrischend herzlich im Umgang miteinander und für jeden Spaß zu haben. Ein Höhepunkt für das Team war sicherlich, bei der Nationenparade zur Eröffnung des Opti Meetings dabei zu sein. Um ihre Deutschland-Flagge versammelt, damit keiner verloren geht, haben sie sich in den Trubel gestürzt und sind inmitten eines Fahnenmeers und zahlloser Seglerinnen und Segler am Segelclub Fragila Vela Riva losmarschiert. Wieder getroffen haben wir die Kids dann an der Piazza Catena, wo sich die Länder mit der vorauslaufenden Kapelle versammelt haben. Ein buntes, lautes, wuseliges, internationales Treiben. Unglaublich zu sehen, dass die Teilnehmer wirklich aus der ganzen Welt angereist sind: Australien-Bermudas-China-Dänemark-Ecuador-Finnland-Griechenland-Hungaria-Italien-Kanada-Mexico-Polen-Schweden-Türkei-Ukraine-Zypern … u.v.m.

Parade der Nationen zum „41. Lake Garda Opti Meeting 2023“
Mittendrin die Hessen Kids – Kira mit Sonja, Raphael, Damian, Marie mit Swantje

Großes Segelabenteuer

So tummelig wie in der Altstadt von Riva ging es dann auch im Startbereich der Wettfahrten zu. Man stelle sich vor, die teilnehmerstärkste Regatta, die die Kinder bis dahin gesegelt sind, war der Waldsee Cup in Langen mit 25 Optis an der Linie. Da fängt beim Opti Meeting die erste Herausforderung schon damit an, das kleine italienische Startschiffchen (der Inheidener Prahm ist größer!) inmitten der Unmengen von Optis zu finden und dann aus der Ferne auch noch das Taschentuch-große Fähnchen zu identifizieren, das die Farbe der nächsten Startgruppe anzeigt. Mit jeweils 200 Booten pro Startgruppe sollte es dann auf den Kurs gehen.

Auf dem Weg zum Startbereich – weiter darf das Coach-Boat nicht
Die Stimmung ist gut: bei Kira (rechts) und Marie (links)

Gar nicht so einfach, wie unsere Hessen Kids feststellen mussten: Raphael ist zur Sicherheit schon mal mit der grünen Gruppe vorher gestartet, um bloß nix zu verpassen. So war er immerhin schon am Luv-Fass als seine pinkfarbene Cadetti-Gruppe gerade das Startsignal hörte. Dummerweise hat der eingebaute Tracker seinen Vorsprung enttarnt – die Wettfahrt war ungültig. Damian war da schon vorsichtiger und hielt sich vornehm zurück, damit ihm nicht das gleiche passierte … schwupps war sein Start gelaufen – allerdings ohne ihn. Er zog währenddessen weiter hochkonzentriert seine Bahnen im Startbereich. Kein Wunder: die internationale Konkurrenz war nicht nur zahlreich, sondern auch extrem quirlig unterwegs. Da musste man schon gut aufpassen, um ein „touché“ zu vermeiden.
Und auch für unsere großen Mädels Kira und Marie hatte die Startprozedur zunächst so ihre Tücken: Ein langer Opti-Schleppverband trennte sie von der Startlinie, so dass sie sich erst noch ihren Weg außenherum bahnen mussten, bevor sie Linie zwar etwas verspätet – aber noch im Limit – überqueren und das Feld von hinten aufräumen konnten (naja, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten).

Fazit der 1. Wettfahrt: Das Starten hat es in sich, das international top-besetzte Feld auch. Aber unser „Hessen Kids“-Team ist ja angetreten, um dieses einmalige Ereignis mal mitzumachen, Spaß zu haben und dabei zu lernen. Und die 4 haben unseren vollen Respekt – immerhin haben sie sich der Herausforderung gestellt und drei von ihnen sind bei wirklich anspruchsvollen Winden alle 8 (Cadetti) bzw. 9 (Juniores) Wettfahren mitgefahren.

Am Ende hat sich Raphael in der Gruppe der Cadetti einen prima 45. Rang (von 87 Teilnehmerinnen und Teilnehmern) gesichert und wurde mit dieser Platzierung in seiner Gruppe der viertbeste deutsche Starter.

Bei den Juniores haben Kira und Marie klasse gekämpft und es nach 9 Wettfahrten tatsächlich geschafft, genau punktgleich (!) auf den Plätzen 123 und 121 von 210 in ihrer Pearl Fleet zu landen. Auch Damian und Sonja haben sich ganz großartig geschlagen und Mut fürs nächste Mal gesammelt. Eins haben auf jeden Fall alle gelernt: Völkerverständigung ist ganz einfach: Der internationale Schlachtruf auf der Regattabahn – für egal was – ist: „Eyyyyy!!!!!“.

Fazit …

Hinter uns liegt eine Woche mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen, in der Trainer, Kinder und Eltern als super Team zusammengewirkt und dieses Oster-Adventure zu einem unvergesslichen Event für alle gemacht haben. Zudem ist die Woche ein tolles Beispiel für eine gut funktionierende Kooperation, bei der nicht nur Verband und Verein, sondern allen voran natürlich die Kinder profitiert haben. Win-Win-Win also!

Und was sagen die Hessen Kids selbst?

Wirklich cool war, dass wir mal bei richtig richtig viel Wind trainieren konnten. Das macht mir jetzt gar nichts mehr aus.

Ich fand es toll, dass wir alle zusammen am Campingplatz waren und so viel Zeit zusammen hatten.

Für mich war es total schön, von Reinhard trainiert zu werden.

Mir hat richtig gut gefallen, mit Dierk zu trainieren. Einfach jeder solange er konnte und dann haben wir gewechselt.

Ich fand es auch schön, mit Dierk zu trainieren.

Als Reinhard mit uns nochmal rausgefahren ist, hab ich gemerkt, dass ich nicht mehr draußen hing, um nicht zu kentern, sondern richtig ausreiten konnte, um noch besser zu segeln. Und das Eis essen war toll!

Bericht Tina Conrad